Grundsätzliches zum Bauen
"Bauen" ist heute komplexer denn je
Wer heute baut und sicher sein will, dass sein Bauwerk auch längerfristig seinen Wert behält, muss sich mit Fragen des „gesunden Bauens“ und damit der Wohnqualität seines Objektes auseinandersetzen.
Gesunde und ökologische Bauten müssen – entgegen häufig verbreiteter Meinung – nicht teurer als normal gebaute Häuser sein. Sie verlangen jedoch klare Zielvorgaben, die möglichst am Anfang, bevor der Architekt mit der Planung beginnt, feststehen. Damit sind Sie als Bauherrschaft gefordert. Sie haben es in der Hand, wie gesund und ökologisch Ihr Gebäude einmal werden wird.
Pflichtenheft
Die wichtigste Aufgabe im Bauprozess hat die Bauherrschaft. Sie hat möglichst genau ihre Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche an das Gebäude zu definieren. Dieses Pflichtenheft bildet die Grundlage für eine optimale „maßgeschneiderte“ Planung und Umsetzung.
Unterschiedliche Anforderungen, Themen, Vorgaben usw. sind zu berücksichtigen. Die optimal abgestimmte Zusammenarbeit aller am Bauwerk Beteiligten ist für eine gelungene Umsetzung daher entscheidend. Die professionelle Verteilung und Koordination der verschiedenen Aufgaben stehen dabei im Vordergrund.
Nachhaltig Bauen
In der heutigen Umweltschutzdiskussion ist Nachhaltigkeit zu einem Modewort geworden, das unterschiedlich definiert und interpretiert wird. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Forstwirtschaft. Da galt bereits im letzten Jahrhundert die Regel, nur so viel Holz zu nutzen wie auch nachwachsen konnte – also vom Zins und nicht vom Kapital zu leben.
Die UNO-Kommission definiert Nachhaltigkeit als Kriterium für eine Entwicklung, bei der die heutige Gesellschaft ihre Bedürfnisse decken kann, ohne für zukünftige Generationen die Möglichkeit zu schmälern, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken.
Der Anspruch von Nachhaltigkeit umfasst gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Anliegen. Besonders im Bauwesen wird an der Erforschung und Umsetzung ökologischer Kriterien gearbeitet. Die Konsensfindung gleichwertiger Kriterien im wirtschaftlichen und vor allem im gesellschaftlichen Bereich hat begonnen und findet letztlich auf politischer Ebene statt.
Als Bauherrschaft entscheiden Sie zusammen mit Ihrem Architekten über den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung Ihres Gebäudes während der Herstellung und Nutzung über ein, zwei oder mehreren Generationen.
Ökologie einplanen
Vier ökologische Prinzipien können grundsätzlich unterschieden werden
- Der Raubbau an nicht erneuerbaren Ressourcen ist zu vermeiden.
- Die Regeneration der erneuerbaren Ressourcen muss gewährleistet sein.
- Die Belastung der Umwelt mit giftigen Abfällen und Rückständen ist zu reduzieren.
- Die biologische Vielfalt ist zu erhalten.
Die Meinungen, wie rasch und in welchem Ausmaß diese Vermeidungs-, Reduktions- und Erhaltungsprinzipien umgesetzt werden sollen, gehen auseinander. Letztlich bleibt die Frage, ob die Menschheit mehr vom Treibhauseffekt, vom Waldsterben oder von der Energie- und Rohstoffverknappung und den daraus folgenden gesellschaftlichen Auswirkungen bedroht ist.
Nicht erneuerbare Ressourcen
Ressourcenschonendes Bauen beginnt beim effizienten Umgang mit Land und Boden. Die Minimierung der Betriebsenergie und die Minimierung des Verbrauchs nicht erneuerbarer Brennstoffe für die Beheizung und die Warmwasserbereitung stehen baulich im Vordergrund.
Nicht erneuerbare Rohstoffe stecken aber auch in vielen Baumaterialien, die zudem noch mit nicht erneuerbaren Energien hergestellt werden. Neben der Wahl von Baustoffen mit geringer Herstellungsenergie und der Verwendung von Recycling- Produkten führen einfache und kompakte Bauweisen zu einem effizienten Rohstoffeinsatz.
Gut geschützte, unterhaltsarme und leicht auswechselbare Gebäudeteile tragen zu langer Lebensdauer und Beständigkeit bei.
Erneuerbare Ressourcen
Holz ist der mit Abstand bedeutendste erneuerbare Rohstoff in der Bauwirtschaft. Er hat unter den Aspekten einer nachhaltigen Entwicklung große Vorteile. Der Rohstoff Holz wird auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen, wenn die Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden. Holz aus dem Kahlschlag sibirischer, kanadischer oder tropischer Wälder ist daher unbedingt zu vermeiden.
Umweltbelastung
Der Abbau, die Förderung und die Nutzung nicht erneuerbarer Energieträger hat große Umweltauswirkungen wie beispielsweise den Treibhauseffekt, die Versauerung und Überdüngung des Bodens, die Verschmutzung der Luft und der Weltmeere und die Risiken der Kernenergie zur Folge.
Die Reduktion von giftigen und umweltbelastenden Rückständen und Abfällen wird mit dem Prinzip der Minimierung von nicht erneuerbaren Rohstoffen bereits in hohem Maße abgedeckt. Trotzdem sind Bauprodukte auf giftige Rückstande und Abfälle, die während der Herstellung, der Verarbeitung, der Nutzung oder der Entsorgung entstehen können, zu prüfen.
Biologische Vielfalt
Jedes Gebäude ist ein Eingriff in die Natur und reduziert die biologische Vielfalt mehr oder weniger. Die zunehmende Versiegelung, durch Gebäude und Straßen, ist daher durch entsprechende Maßnahmen zu kompensieren. Das rohstoffarme Bauen trägt indirekt zur Erhaltungder biologischen Vielfalt bei. Der Abbau und die Nutzung nicht erneuerbarer Rohstoffe bedrohen in vielen Fällen die natürlichen Ökosysteme.